Wenn mich jemand fragen würde, wie denn meine erste Morgensitzung verlaufen ist, kann ich mit einem selbstbewussten Lachen darauf antworten: „Ich bin eingeschlafen!“. Es mag wohl eine Mischung aus der frühen Uhrzeit und der Tatsache gewesen sein, dass das ‚in-sich-hineinsinken‘ etwas zu gut geklappt hat – aber anhand dieser ersten Sitzung lässt sich eine Entwicklung über ein ganzes Semester zeichnen.

Nachdem ich in mich hineingelauscht habe, war mir klar, dass ich nicht aus dem Bett fallen und direkt in eine Mediation übergehen kann. Mein Körper funktioniert einfach nicht auf diese Weise – Erkenntnis Nummer Eins. Also passte ich meinen Montagmorgen an das Seminar an, stand einfach eine Stunde vor Beginn der Morgensitzung auf und tadaa: Mein Körper hatte eine Chance auf Betriebstemperatur zu kommen und die Fänge des Schlafs wurden ohne große Anstrengung abgewehrt.

Da ich mich schon vor dem Kurs ein wenig mit geführter Meditation beschäftigt hatte, war die Situation keine durchwegs neue für mich. Ich kannte einige der verwendeten Methoden und hatte bereits positive Erfahrungen machen können. Dennoch war es ein neues Erlebnis, nicht von einer App, sondern von einem erfahrenen Menschen angeleitet zu werden. Ich konnte extrem viel neue Gedankenanstöße und Körpererfahrungen für mich entdecken! Und dazu kam die persönliche Note: 1.: Chapeau für das französische Radio vor Beginn der Sitzung – so hellt sich ein Montagmorgen direkt auf! Und 2.: Der Gemeinschaftsaspekt.
Ich hatte bislang noch nie die Möglichkeit gehabt, mich mit Anderen über meine Meditationserfahrungen auszutauschen. Ich merkte, dass es viel schwieriger ist, die Erlebnisse und Empfindungen während einer solchen Sitzung in Worte zu fassen, als ich anfangs angenommen habe. Gleichzeitig ist es ja auch eine sehr intime Erfahrung, und ‚gezwungen‘ zu sein, diese Gefühle erst zu versprachlichen und dann anderen mitzuteilen, war eine äußerst gewinnbringende Einsicht. Erkenntnis Nummer Zwei: Zusammen macht eben doch alles mehr Spaß.
Und zu guter Letzt: Ich konnte wirklich eine Veränderung darin feststellen, wie ich in die Woche gestartet bin. Über die Wochen wurde mein Geist während der Sitzungen immer aufmerksamer und wacher und die Erdung, die ich während der Meditationen erlebte, intensiver. Und im Laufe der Zeit fiel es mir Stück für Stück leichter, diese Leichtigkeit und Ruhe für mehr der darauffolgenden Tage mit mir zu nehmen. Meine Konzentrationsfähigkeit ist höher, mein Geduldsfaden wesentlich länger und mein Körper ‚sitzt richtiger‘ – falls das einen Sinn ergibt. Und hier komme ich zu meiner letzten Erkenntnis, Erkenntnis Nummer Drei: Übung macht den Meister – und zwar nicht nur in der Musik, sondern auch in Dingen, die wir für uns, und zwar nur für uns selbst tun.

Gerade in einem Umfeld wie diesem, in welchem wir uns tagtäglich bewegen, tut es unheimlich gut, einen Schritt zurückzutreten und die Dinge aus einem anderen Blickwinkel zu beobachten. Und was man sicherlich nicht nach jedem Kurs sagen kann: Vielen Dank für ein Semester voller Erkenntnisse!